Humboldt-Universität zu Berlin - Medienwissenschaft

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Matthias Planitzer (Charité): "Bildschirme in der Medizin. Die technische Schnittstelle zwischen Arzt und Patient – Möglichkeiten und Limitationen"

  • Was Kolloquium „Medien, die wir meinen“
  • Wann 08.02.2012 von 18:00 bis 20:00
  • Wo Georgenstraße 47, R. 0.01 (Medientheater)
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Bildschirme sind aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken. Von den ersten Röntgenplatten, über elektronische und digitale bildgebende Verfahren, bis hin zu operativen Techniken der Schlüsselloch- und robotischen Chirurgie lässt sich eine klare Tendenz ablesen: Die Distanz zwischen Patient und Arzt verringert sich zusehends, wird vollends überwunden, bis schließlich der Behandelnde immer weiter in den Behandelten eindringt.

Einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung tragen Bildschirme aller Art, indem sie als Schnittstelle zwischen Arzt, Patient und Technologie eintreten. Sie fungieren als Bildsyntheseapparate, die umfangreiche Datensätze unterschiedlicher physikalischer Analyseverfahren in intelligible Bilder umwandeln. Auf diese Weise werden die etwa durch Computertomographie oder Ultraschall abstrahierten Informationen mithilfe von Bildschirmen re-figuriert.

Der Einsatz bildgebender Verfahren sowie der Bildschirme stößt jedoch an Limitationen, die sich direkt aus ihrer Natur ergeben. Die aufwendigen Prozesse und Algorithmen, welche auf eine möglichst objektive Bildproduktion abzielen, sind mit verschiedenen Fehlern behaftet, die sich hinter der definitiven Bilddarstellung verbergen und nur selten sichtbar werden. Neben technischen Einschränkungen sind auch betrachterseitige Fehlerquellen, v.a. der optischen Wahrnehmung, für eine Verzerrung des Bildinhaltes auszumachen. Das geflügelte Wort "Don't treat the picture, treat the patient" ist jedem Arzt geläufig: Es warnt vor blindem Technikglauben, der sich über der hohen Zuverlässigkeit bildgebender Verfahren erhebt.

Die Kurzpräsentation soll einen Überblick über den Einsatz von Bildschirmen in der modernen Medizin geben und dabei Limitationen und Fehlerquellen aufzeigen. Es werden laienverständlich wesentliche Charakteristika einzelner Bildqualitäten aufgezeigt und in den klinischen Kontext eingebettet. Dabei wird ein praxisnaher Einblick in den ärztlichen Alltag gegeben und auf diese Weise eine Grundlage für die folgende Diskussion zwischen Ärzten, Studenten des Reformstudiengangs Medizin und dem restlichen Publikum geschaffen.